Über den Mut, nichts zu tun
Das leere Blatt, die weiße Leinwand, der jungfräuliche Bildschirm oder der unberührte Schwarzweißfilm in einer Welt ohne Motive. Der Wille ist da, doch, Ach!, die werte Frau Muse ist unpässlich. Da geht es den Schaffenden wie den Schöpfenden, da sind wir sogenannten Kreativen alle gleich.Stundenlang kann sich der verzweifelte Betroffene mit allerlei Strategien zur Überwindung der Leere befassen. Es gibt hunderte Bücher, Internetseiten, Tipps und Tricks von Massagen einzelner Körperteile bis hin zum Konsum diverser Kalt- und Warmgetränke. Man kann Brainstormen, Mindmappen, um Hände und Füße herum schreiben oder malen, irgendwas morgens schreiben, abends schreiben, fünf Minuten am Stück schreiben oder drei oder acht. Man kann die Fenster putzen, Bücher alphabetisch, nach Farben oder nach der Größe ordnen. Man kann anfangen Fotoalben zu basteln oder unansehnliche Weihnachtsdeko. Man kann verschollene Tanten anrufen, um sich nach deren Befinden zu erkundigen, oder längst überfällige, aber noch immer überflüssige Leserbriefe über Nichtigkeiten verfassen. Und am Ende des Tages ist allein die Tatsache erbaulich, dass der Tag endlich zu Ende ist und eine lange, schlaflose Nacht diesen vom nächsten trennt und damit das blockierte Schreiben halbwegs unterbricht.
Tipps, Tricks, Strategien – Schreibblockaden überwinden leicht gemacht
Das kann man so machen. Das kann
auch helfen. Irgendwas, irgendwann. Allerdings bleibt dabei auch immer ein fader
Beigeschmack. Denn wenn man sein schwaches Fleisch und den dazugehörigen trägen
Geist einfach mit leidlich einfallsreichen Strategien überlisten kann, ist’s ja
nix Schlimmes. Blockaden beim Schreiben, Malen, Dichten, Komponieren,
Fotografieren sind also nichts als eine im besten Falle vorübergehende
charakterliche Schwäche. Da brauchen Fleisch und Geist nur einen gehörigen
Tritt den Allerwertesten und schon läuft der Motor wieder wie gehabt. Und doch
fühlt es sich jedes Mal an wie der endlose Sturz ins überwältigende Dunkel der
Bedeutungslosigkeit. Und jedes Mal schwingt eiskalt klirrend die Angst mit,
dass es dieses Mal kein Erwachen gibt und die fünf, zehn oder zwanzig besten
Tipps, eine Schreibblockade zu überwinden, nicht mehr helfen. Obwohl der
Terminus Schreibblockade doch
offenbar eigentlich nur ein Euphemismus für Faulheit
ist. Vorrübergehende wohlgemerkt! Also hopp, zusammenreißen, dann geht’s schon
wieder! Mit genug eisernem Willen passt das schon und hinterher lacht man müde
drüber und kann anderen Betroffenen großspurig nichtsnutzige Tipps geben. In
einer Welt, in der es keine ernsthaften Schwächen gibt und geben darf, mag das
so gewünscht sein. Denn erst eine gewisse Pathologie suggeriert Ernsthaftigkeit
– vorher ist alles Bequemlichkeit, Faulheit, Charakterschwäche.
Mut zur Schwäche – Feiert die Blockade!
… to be continued...
Hinweis: An dieser Stelle
erreicht mich die Weigerung der Blogparaden-Veranstalterin Dr. Kerstin
Hoffmannn, keinerlei Texte zum Thema „Schreibblockade“ zu veröffentlichen, die
motiviert aus dem Online-Markteing-Kurs bei ihr eintrudeln.
Schade und schön doof. Was hätte
das hier noch werden können. Ich war auch gespannt.
Aber meine reinen Gedanken und
hübschen Worte einer egoverwässerten PR-Frau in den Rachen zu werfen, liegt mir
leider so fern wie dem Schwein das Fliegen.
So weit, so blödsinnig.
Herzlichst, C.
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